Zusammenfassung | Wie die anderer lateinamerikanischer Länder, so ging auch die argentinische Literatur aus einem Akt der Kritik hervor. Vor etwa einhundert Jahren stellte man Texte aus unterschiedlichen Zeiten und Umständen zusammen und vertraute ihnen – in erster Linie über die Schulen – die Bewahrung der nationalen Identität an. Der Kanon dieser Gründungsschriften verhielt sich aber zur Wirklichkeit nicht so friedlich, wie der nationalistische Wille es wollte, der sich seinerseits auf der Unterschlagung eines großen Teils der Konjunktur gründete. Der daraus resultierende zwanghafte Charakter ist zusammen mit anderen Elementen, wie z. B. einer gewundenen und distanzierten Beziehung zum Publikum, die Ursache dafür, dass die argentinische Literatur des 20. Jahrhunderts bisweilen wie eine extravagante, artifizielle und isolierte Textsammlung wirkt.